Liste der Neozoen in Deutschland

Als Neozoen (griech.: Neozoon, Mehrzahl: Neozoa, eingedeutscht (νέος - neu, ζοον - Lebewesen) bezeichnet man Tierarten, die absichtlich oder unabsichtlich durch den Menschen in andere Gebiete verbracht worden sind und sich dort fest etabliert haben.[1] Sie sind damit Teil der Neobiota. Absichtlich bedeutet hierbei, dass die Arten vom Menschen bewusst ausgesetzt wurden, wie z. B. der Waschbär oder der Halsbandsittich. Eine unabsichtliche Einschleppung geschieht z. B. durch den Transport von Gütern, in denen Tiere enthalten sind, wie z. B. Ballastwasser von Schiffen, von Termiten befallene Holzgüter oder Schädlinge bei Importen für den Gartenbau. Als Neozoen werden auch Tierarten bezeichnet, denen der Mensch indirekt durch die Beseitigung von Ausbreitungsbarrieren eine Arealerweiterung ermöglicht hat, z. B. indem er Verbindungen zwischen bis dahin getrennten Meeres- oder Fließgewässersystemen hergestellt hat.[1]

Weitgehend etabliert hat sich die Abgrenzung von Neozoen als nach dem Jahre 1492 eingebürgerte Arten, da die Entdeckung des amerikanischen Kontinentes eine einschneidende Zeitenwende in der Geschichte des Menschen markiert. Alle vor 1492 in eine andere Region eingeschleppten Tiere (Pflanzen und Pilze) stellen laut dieser Definition keine Neozoen, sondern sogenannte Archäozoen dar.

Neozoen sind demnach jene Tiere, die nach 1492 direkt oder indirekt durch den Menschen in eine andere Region gelangten.

Überblick der Neozoen in Deutschland

Artengruppe Artenzahl etabliert noch nicht etabliert Status fraglich
Säugetiere 22 8 14 0
Vögel 163 15 138 10
Reptilien 14 0 13 1
Amphibien 8 1 7 0
Knochenfische 54 8 21 25
Spinnentiere 35 10 2 23
Insekten 553 115 185 253
Krebstiere 62 26 9 27
Ringelwürmer 33 10 4 19
sonstige Gliedertiere 20 7 12 1
Weichtiere 83 40 7 36
Rundwürmer 25 4 10 11
Plattwürmer 36 8 8 20
Nesseltiere 7 5 1 1
Einzeller 21 3 8 10
sonstige Arten 13 4 4 5
Gesamt 1149 264 443 442

Quelle: Bundesamt für Naturschutz (BfN), Stand November 2003[2]

Auflistung der Neozoen in Deutschland

Nutria (Myocastor coypus)
Waschbär (Procyon lotor)
Ausgewachsener Nandu (Rhea americana)
Halsbandsittich (Psittacula krameri)
Amerikanischer Ochsenfrosch (Rana catesbeiana)
Gemeiner Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus)
Varroamilbe auf einer Biene im Rasterelektronenmikroskop
Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis)
Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)
Wandermuschel (Dreissena polymorpha)
Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris)
Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata )
Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus)
Waschbärspulwurm (Baylisascaris procyonis)
Süßwasserqualle (Craspedacusta sowerbii)

(Die ursprünglichen Verbreitungsgebiete stehen in Klammern hinter der wissenschaftlichen Bezeichnung der Tierarten.)

Die Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Säugetiere

Vögel

  • Nandu, Rhea americana (Pampasgrasland Südamerikas, Argentinien, Paraguay, Brasilien)
  • Chileflamingo, Phoenicopterus chilensis (Südamerika)
  • Kubaflamingo, Phoenicopterus ruber ruber (Karibik und Galapagos-Inselgruppe)
  • Schwanengans, Anser cygnoides (Sibirien, China, Mongolei)
  • Streifengans, Anser indicus (Indien, Himalaya, bis Mongolei und südliches Russland)
  • Kanadagans, Branta canadensis (Nordamerika)
  • Nilgans, Alopochen aegyptiacus (Ostafrika, Balkan)
  • Rostgans, Tadorna ferruginea (Innerasiatische Steppen)
  • Mandarinente, Aix galericulata (Nordostchina, Amurregion, Japan)
  • Brautente, Aix sponsa (Nordamerika)
  • Schwarzkopfruderente, Oxyura jamaicensis (Nordamerika)
  • Wildtruthuhn, Meleagris gallopavo (Nordamerika)
  • Jagdfasan, Phasianus colchicus (Mittelasien)
  • Königsfasan, Syrmaticus reevesi (China)
  • Kuhreiher, Bubulcus ibis (Afrika ohne Sahara, Arabische Halbinsel, Iberische Halbinsel)
  • Gelbscheitelamazone, Amazona ochrocephala ochrocephala (Südamerika, bisher nur ein etabliertes Vorkommen im Stuttgarter Raum)
  • Halsbandsittich, Psittacula krameri (von Ostafrika bis Indien)
  • Großer Alexandersittich, Psittacula eupatria (Nahost bis Südost-Asien)

Amphibien

Knochenfische

Spinnentiere

Krebstiere

Weichtiere

Insekten

Würmer

Nesseltiere

Einzellige Tiere

Sonstige Tiere

Siehe auch

Literatur

  • Robert Hofrichter: Die Rückkehr der Wildtiere, Wolf, Geier, Elch & Co. Leopold Stocker Verlag, 2005, ISBN 3-7020-1059-9

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 I. Kowarik: Biologische Invasionen in Deutschland: zur Rolle nicht einheimischer Pflanzen. In: I. Kowarik und U. Starfinger: Biologische Invasionen: Herausforderung zum Handeln?Neobiota, Band 1. Berlin: 2002: S. 5–24.
  2. Frank Klingenstein, Paul M. Kornacker, Harald Martens, Uwe Schippmann (2005): Gebietsfremde Arten. Positionspapier des Bundesamtes für Naturschutz. BfN-Skripten 128: 15.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 Olaf Geiter, Susanne Homma, Ragnar Kinzelbach: Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland In: Umweltbundesamt. Texte. 25/02, 2002, ISSN 0722-186X, (PDF, 3.17 MB)
  4. Riedl, R. 1983. Fauna und Flora des Mittelmeeres. Paul Parey, Hamburg Berlin.p.499
  5. Francis Kerckhof, Robert J.Vink, Dennis C. Nieweg and Johannes N. J. Post, "The veined whelk Rapana venosa has reached the North Sea" Aquatic Invasions (2006) 1: Seite 35-37
  6. Pro-Planta

Weblinks